Santa Fe bei Granada, Andalusien: Hier soll es eine Natur-Therme mitten im (N)Irgendwo geben, erzählte man uns. Heiße Quellen, die in den mehreren Becken für Badewannentemperatur sorgen sollen - ‘Genau das Richtige für diese Jahreszeit’, dachten wir uns, und haben uns auf den Weg gemacht.
Die heißen Quellen bei Santa Fe - so sehen sie aus
Hier auf einem alten Oliven-Feld im Süden Santa Fes, wenige Hundertmeter vom Naturpark entfernt, sind sie also: die heißen Quellen. Das aus der tiefen Erde sprudelnde Wasser hat etwa Badewannen-Temperatur (ca. 40 Grad) und läuft in zwei größeren Becken zusammen.
Die heiße Quelle in Santa Fe: Hier sprudelt das Wasser
Becken #1 - angenehme Badewannen-Temperatur
Becken #2 der Natur-Therme
Abgehend davon werden drei kleine Becken über Mini-Wasserfälle befüllt, bevor das Wasser in einem langen schmalen Graben abläuft und nach einigen Dutzend Metern versickert.
Die kleinen Wasserfall-Becken
Das Wasser der Therme ist natürlich sehr schwefelhaltig, und riecht daher auch etwas unangehm. Im Vergleich zu anderen Natur-Thermen ist der Geruch aber okay, da diese heißen Quellen vergleichsweise wenig Schwefel enthalten.
So kommst du zu der Natur-Therme von Santa Fe
Santa Fe ist eine Kleinstadt, etwa acht Kilometer westlich von Granada. Die Natur-Therme liegt ca. fünf Kilometer südlich von Santa Fe am Rande des Naturparks “Parque Periurbano Dehesa de Santa Fe”. Es gibt mehrere Feld- und Schotterwege, die zu den heißen Quellen führen. Wir sind vom Industriepark im Südwesten Santa Fes aus Richtung Süden gefahren.
Einen offiziellen Namen hat die Therme nicht - auf meiner Wanderkarte ist sie als “Pozas de Santa Fe” eingetragen. Genauso wenig gibt es Schilder, die einem den Weg weisen. Wer einmal in dieser Ecke ist, kann sich aber durchfragen - die Anwohner hier kennen den Ort, und wissen meist schon, wo’s hingehen soll, wenn sie einen alten “Hippiebus” sehen.
Auf der folgenden Karte findest du den Standort (N 37°09.378', W 03°45.191') der Natur-Therme:

Südlich von Santa Fe: die heißen Quellen
Die steinigen Schotterwege sind gut befahrbar, wenn auch mit einigen Schlaglöchern und Unebenheiten versehen. Für unseren Mercedes-Bus kein Problem, für T3 etc. ebenfalls nicht. Klassische Weißwagen-Wohnmobile könnten hier bereits an ihre Grenzen kommen.
Die letzten 200 Meter sind etwas kritischer: Hier fährst du quasi nur noch auf Erdhügeln in eine alte Olivenplantage. Bei trockenen Bedingungen ist das okay. Wenn’s viel geregnet ist, muss aber mit viel Schlamm gerechnet werden. Direkt bei unserer Ankunft erfuhren wir: Der benachbarte Bauer zieht stecken gebliebene Wagen für 15 Euro wieder raus. Das brauchten wir zwar nicht, trotzdem gut zu wissen.
Wer mit seinem Bus richtig nah an die Therme will, braucht schon etwas Nerven - oder ein Allrad-Fahrzeug. Da wir kein Allrad haben, brauchten wir die Nerven. Mit etwas Geschick kamen wir so bis auf 50m an die Thermen-Bäder heran.
Unser Ausblick vom Auto - keine 50m entfernt
Dauercamper, Reisende, Anwohner - diese Leute erwarten dich
Eins sollte definitiv klar sein: Eine heiße, kostenlose Natur-Therme, die mit dem Auto zu erreichen ist, hat man nicht für sich. Je kälter die Lufttemperaturen sind, desto begehrter sind natürlich die heißen Quellen.
Wir waren Ende November an den heißen Quellen und waren überrascht, wie wenig Leute hier waren. Insgesamt ließen sich kaum mehr als zehn Busse zählen, während tagsüber zusätzlich bis zu fünf PKWs da waren. Von Dezember bis Februar soll hier deutlich mehr los sein.
Das Gute: Auf dem weitläufigen Gebiet finden jede Menge Menschen und Autos Platz - und auch ihre Ruhe. Der Punkt der Zusammenkunft ist definitiv die Therme: Hier ist zu fast jeder Tageszeit jemand anzutreffen. Manchmal hatten wir ein Becken trotzdem für uns.
Das Thermen-Becken - hier trifft man sich
Den Großteil der Besucher machen dabei Busreisende aus - vorrangig mit Düdos, Bremern oder VWs der T-Reihe unterwegs. Weißwagen sieht man hier (fast) nie. Die Charaktere der Reisenden sind in der Regel bunt gemischt, auch wenn sich verhäuft diverse Klischees antreffen lassen: Freiheitsliebende, Abenteurer, Aussteiger und “Hippies”. Zumeist sehr angenehme und entspannte Leute. Die meisten wohl zwischen 20 und 40, aber auch mit einem grauhaarigen älteren Mann haben wir Bekanntschaft gemacht - er zieht seit seinem 17. Lebensjahr um die Welt.
Manche kommen nur für eine Nacht, andere wohnen wohl dauerhaft hier - zumindest machen ihre zusammengeschusterten Camps teilweise den Eindruck:
Dauercamp (?) eines Busreisenden
Außerdem kommen jeden Tag auch spanische Anwohner - unter der Woche wenige, am Wochenende deutlich mehr. Unter diesen fanden sich überraschenderweise die unangenehmsten Gesellen: fast ausschließlich Männer, die mitunter stundenlang aus dem Auto heraus die Badegäst beobachten. Vor allem die anwesenden Frauen empfanden das oft als unangehm - was ich gut nachvollziehen kann. Ich möchte hier aber nochmal betonen, dass diese uangenehmen Begegnungen für uns die Ausnahme waren.
Tagesbesucher: mit dem PKW direkt an der Therme
Festgeschriebene Normen gibt es hier draußen keine: Viele gehen nackt ins Wasser, andere in Badekleidung. Manche waschen sich (teilweise sogar mit Seife) im Wasser, während die nächsten lautstark Techno-Musik über den Platz dröhnen lassen. Mit offenem Feuer hat niemand ein Problem, und mit Alkohol und Cannabis sowieso nicht. Polizei kommt hier wohl selten (bis nie).
Trinkwasser, Müllentsorgung, Toiletten - das musst du wissen
Wenn du zu den Thermalquellen fahren willst, solltest du dich zumindest etwas darauf vorbereiten: Es gibt hier keine Trinkwasser-Quelle. Wem das Wasser ausgeht, der muss nach Santa Fe.
Genauso wenig kommt hier der Mülldienst vorbei. Dementsprechend solltest du genügend Mülltüten einpacken. Viel zu viele Leute machen das anscheinend nicht - oder lassen ihre vollen Müllbeutel bei Abreise einfach liegen. Wer auf dem Rückweg also noch etwas Platz im Auto hat, kann also allen etwas Gutes tun, indem er noch zusätzlich Müll anderer mitnimmt.
Sanitär-Anlagen gibt es hier ebenfalls nicht. Deshalb: Toilettenpapier und Klappspaten einpacken. Auch hier musste ich mich - wie erwartet - darüber ärgern, wie viele ihre Häufchen (inkl. Papier) einfach auf der Erde verteilen, ohne sie zumindest mit Steinen zu bedecken. Wenigstens waren diese Schandflecken bis auf wenige Ausnahmen nur weiter am Rand des “Camps” zu finden.
Was du um die heißen Quellen von Santa Fe erleben kannst
Wie gesagt, ist der Parque Periurbano Dehesa de Santa Fe gleich um die Ecke - ein relativ kleines Naturschutzgebiet. Außer einem großen Monokultur-Wald gibt’s hier nicht viel zu sehen, aber für einen Spaziergang oder eine kleine Radtour lohnt’s sich allemal. Auch hier wieder: Wenn’s viel geregnet hat, besser Gummistiefel anziehen.
Der angrenzende Wald bei Santa Fe
Ansonsten ist das erdig-hügelige Gelände ideal für Motocross-Fans, die man hier - insbesondere am Wochenende - auch manchmal erleben kann. Unsere Freunde hatten selbst ihre Motorräder dabei, und haben damit ein bisschen den Schlamm umgegraben…
Also, empfehlenswert oder nicht?
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde wieder zu den heißen Quellen bei Santa Fe fahren, auch wenn ich die Location nicht ausnahmslos jedem empfehlen kann. Wer kein Problem mit anderen (teilweise lärmenden) Besuchern hat, sich von dem vielen umliegenden Müll nicht die Laune vermiesen lässt und auf den Luxus eines Campingplatzes getrost verzichten kann, sollte sich die Natur-Therme nicht entgehen lassen.
Inwiefern sich der Besuch im Sommer lohnt, kann ich nicht beurteilen. Ich bevorzuge bei 40 Grad im Schatten dann aber doch lieber eine kalte Erfrischung. :-)
… und als Bonus für jeden, der so weit gelesen hat: die Aussicht auf die schneebedeckte Sierra Nevada - an klaren Tagen von der Natur-Badewanne aus zu genießen.
Aussicht auf die schneebedeckte Sierra Nevada